Performance 2030

Frau Doherty, was war der Ausgangspunkt für die Überarbeitung der Aurubis-Strategie?
Seonag Doherty Unser Marktumfeld verändert sich rasant: Politische Forderungen nach mehr Ressourcenunabhängigkeit, globale Handelsspannungen, zunehmende Regionalisierung und begrenzte Rohstoffmärkte stellen auch für uns strukturelle Herausforderungen entlang der Wertschöpfung dar. Um unter diesen Bedingungen wettbewerbsfähig und widerstandsfähig zu bleiben, haben wir unsere Strategie gezielt angepasst.

Wie sind Sie diesen Prozess angegangen?
S. D. Wir sind von einer Position der Stärke aus gestartet: Aurubis verfügt über ein einzigartiges Hüttennetzwerk, eine exzellente Multimetall-Expertise und ein robustes, stark diversifiziertes Geschäftsmodell. Darauf aufbauend haben wir den Strategieprozess unternehmensweit aufgesetzt: Mehr als 70 Kolleginnen und Kollegen aus allen Standorten, Funktionen und Levels waren beteiligt und haben die beste Expertise aus unserem gesamten Unternehmen eingebracht, um eine solide Strategie für die Zukunft zu entwickeln. Die Strategie-Abteilung leitete und koordinierte diesen Prozess, verknüpfte die verschiedenen Stränge und verdichtete das Expertenwissen und die Erkenntnisse zu einem klaren Kurs.

Wie haben Sie die unterschiedlichen Perspektiven und Ideen zusammengebracht?
S. D. Das Vorstandsteam hat die Schwerpunkte der Strategie definiert und vertieft sowie Leitplanken und Schwellenwerte für Projektideen festgelegt, die weiterverfolgt werden sollen. Als Ergebnis identifizierten wir Hebel im Bereich Commercial, Leuchtturmprojekte zur weiteren Stärkung der Operational Excellence und zusätzliche Innovationspfade. Unsere Entscheidungen orientierten sich an unseren übergeordneten Zielen, wie noch komplexere Inputmaterialien zu verarbeiten, unsere Netzwerkeffizienz und -flüsse zu optimieren und höchste Premiumqualität zu liefern. Entscheidend war der enge Schulterschluss zwischen allen Beteiligten: dem Vorstand und den Teams aus Finance, R&D, Commercial, Operations und Supply Chain Management – um nur einige zu nennen. So wurde aus vielen Bausteinen ein integrierter Plan. Wir haben eindrücklich gezeigt, wie hervorragende fach- und standortübergreifende Zusammenarbeit bei Aurubis funktioniert.

Wie möchte das Unternehmen seine Wertsteigerung erhöhen?
S. D. Wir nutzen vorhandenes Potenzial und fokussieren uns auf die Wertschöpfung des existierenden Netzwerks. Dazu investieren wir auch in die Optimierung unserer Anlagen und Prozesse – beispielsweise durch effizientere Produktionszyklen, verbesserte Materialflüsse bei edelmetallhaltigen Zwischenprodukten oder Prozessinnovationen und -automatisierungen. Dies alles trägt dazu bei, unseren Durchsatz und unsere Multimetall-Erträge zu erhöhen, Kosten zu senken und die Qualität und Zuverlässigkeit sicherzustellen, die unsere Kunden von Aurubis erwarten.

Woran wird der Erfolg von ‚Aurubis Performance 2030‘ konkret gemessen?
S. D. Wir wollen in den kommenden Jahren die Früchte aus unserem laufenden Investitionsprogramm mit seinen insgesamt rund 1,7 Mrd. € ernten. Wir erwarten ab dem Geschäftsjahr 2028/29 einen jährlichen positiven Ergebnisbeitrag von 260 Mio. € (operatives EBITDA) aus unseren Wachstumsprojekten. Hierzu zählen beispielsweise auch unsere neuen Recyclinganlagen ASPA, BOB oder CRH (mehr erfahren) und unser US-Standort Aurubis Richmond. Nach dem Start der Richmond-Inbetriebnahme im September 2025 erwarten wir mittelfristig signifikante Erträge aus der Investition in Höhe von rund 170 Mio. €. Für die USA ist unser Ziel, ein fokussiertes Wachstum auf der Basis unserer Stärke zu verfolgen.

Der wachsende Bedarf und die steigende strategische Bedeutung von Kupfer in den USA, kombiniert mit der Abhängigkeit von Importen, bieten uns exzellente Chancen für langfristige Geschäftsbeziehungen und mögliche weitere Folgeinvestitionen. Als Vorreiter im Recyclinggeschäft wollen wir in Nordamerika dafür sorgen, dass wertvolle Metalle im Land bleiben.

Worauf sind Sie besonders stolz?
S. D. Auf die Teamarbeit: Wir haben die Strategie gemeinsam geschmiedet. Vom ersten Workshop bis zur finalen Priorisierung haben die beteiligten Kolleginnen und Kollegen leidenschaftlich mitgearbeitet – fachlich tiefgehend, konstruktiv im Dialog und immer am Wertbeitrag orientiert. Mein Dank gilt den Teams in Hamburg, Lünen, Beerse, Olen, Pirdop und Richmond sowie den Kolleginnen und Kollegen in den Fachabteilungen. Ich bin stolz darauf, dass wir mit den besten Köpfen bei Aurubis unsere Strategie neu definiert, klare Chancen identifiziert und Wege abgeleitet haben, um die Ergebnisse klar messbar zu machen.