Brief des Vorstands
Liebe Aktionärinnen, liebe Aktionäre,
liebe Freunde des Unternehmens,
wir liefern! Aurubis setzt konsequent Investitionsprojekte um, baut so seine führenden Marktpositionen aus und erntet die Früchte seiner Wachstumsagenda. Gleichzeitig profitieren wir von den wichtigen Megatrends unserer Zeit: Elektrifizierung, KI und Datenzentren, Energieinfrastruktur oder Sicherheit, sie treiben die weltweite Nachfrage nach strategischen Industrie- und Edelmetallen, die wir herstellen, in bisher ungekannte Höhen. Mit unserer überarbeiteten Strategie „Aurubis Performance 2030 – Forging resilience. Leading in multimetal.“ haben wir es uns zum Ziel gemacht, unsere Position als eines der weltweit führenden Multimetall-Unternehmen weiter auszubauen. Gleichzeitig wollen wir Maßstäbe setzen, für nachhaltiges Wirtschaften, effiziente Betriebsabläufe und einen kontinuierlichen Fokus auf Innovation – um langfristig Wert für unsere Stakeholder zu schaffen.
Wir haben im Geschäftsjahr 2024/25 unsere gesteckten Ziele erreicht: Wir erwirtschafteten ein operatives EBT von 355 Mio. € (Vj. 413 Mio. €), welches damit komfortabel innerhalb unseres Prognosekorridors liegt, den wir im Laufe des Geschäftsjahres auf 330 bis 370 Mio. € eingegrenzt hatten. Die Entwicklung des Ergebnisses war im Vergleich zum Vorjahr dabei u. a. durch ein deutlich höheres Metallergebnis, signifikant höhere Erlöse aus Schwefelsäure und eine robuste Nachfrage nach Kupferprodukten geprägt; gegenläufig wirkten jedoch u. a. ein geringerer Konzentratdurchsatz bei reduzierten Schmelz- und Raffinierlöhnen, etwas niedrigere Erlöse aus dem Recycling sowie erwartungsgemäß höhere Anlaufkosten und Abschreibungen aus strategischen Projekten. Der Netto-Cashflow lag mit 677 Mio. € deutlich über dem Vorjahresniveau (Vj. 537 Mio. €). Zum 30.09.2025 lag der operative ROCE, u. a. aufgrund hoher Investitionen in strategische Projekte, bei 8,8 % (Vj. 11,5 %).
Finanzielle Stärke ist wichtig, doch Sicherheit ist und bleibt unsere Top-Priorität. Wir verfolgen eine klare Vision: null arbeitsbedingte Unfälle und ein Höchstmaß an Werkssicherheit. Im Geschäftsjahr 2024/25 haben wir unsere Sicherheitsroutinen weiter verschärft, Schulungen intensiviert und technische Maßnahmen ausgerollt – von intelligenter Zutritts- und Perimetersicherung über die automatisierte Probenaufbereitung bis hin zu stark erhöhten physischen Schutzstandards, nicht zuletzt durch den Bau einer neuen Edelmetallverarbeitung bis Ende des Geschäftsjahres 2026/27. Wir setzen auf Drohnen mit Infrarotkameras zum Schutz unserer Werksgrenzen in Hamburg, genauso wie auf die Sensibilisierung unserer Beschäftigten. Nachdem wir große Fortschritte dabei erzielt haben, Maßnahmen für eine bessere Arbeitssicherheit in Hamburg umzusetzen, werden wir diese im laufenden Geschäftsjahr verstärkt in allen Aurubis-Standorten ausrollen. Damit stärken wir gruppenweit die Prävention, Reaktionsfähigkeit und – ganz wesentlich – unsere Sicherheitskultur.

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind unser wertvollstes Element. Deshalb investieren wir mit unserer Kulturinitiative „Power for Performance“ viel Energie in die Weiterentwicklung unserer Unternehmenskultur hin zu einer klaren Leistungsorientierung gepaart mit Elementen wie Feedback, Teamarbeit und konstruktiver Fehlerkultur. Wir stärken so die Organisation, die Sicherheit und das Vertrauen unserer Stakeholder.
Mehr Metalle auf eine effizientere Art auszubringen – das ist unser Credo. Hierfür investieren wir. Ende September 2025 hatten wir mehr als 75 % unseres laufenden Investitionsprogramms von rund 1,7 Mrd. € für strategische Projekte ausgegeben. Künftig gilt unser Fokus verstärkt der Optimierung: Wir wollen den Durchsatz steigern, die Qualität und das Servicelevel maximieren – um nachhaltige Cashflows zu generieren.
Ein Meilenstein im letzten Geschäftsjahr war der Beginn der schrittweisen Inbetriebnahme der ersten Stufe unseres Leuchtturmprojekts Aurubis Richmond in den USA. Das Werk ist die erste Sekundärhütte für komplexe Multimetall-Recyclingmaterialien in den USA. Von dieser idealen Startposition wollen wir weiter profitieren. Nach Fertigstellung und Hochlauf der zweiten Stufe wird das Werk rund 180.000 t komplexe Recyclingmaterialien pro Jahr verarbeiten; ab dem Geschäftsjahr 2028/29 erwarten wir einen jährlichen EBITDA-Beitrag von etwa 170 Mio. €. Parallel prüfen wir fokussierte Expansionsoptionen in den USA. Der US-Markt hat ein enormes Potenzial – er benötigt etwa 2 Mio. t Kupfer pro Jahr, muss heute davon aber rund die Hälfte importieren.
Europa bleibt als Markt für uns hochattraktiv, entsprechend fließt weiterhin mit rund 1 Mrd. € der größte Teil unserer strategischen Investitionen in den Aurubis-Stammmarkt. In Beerse haben wir letztes Jahr eine innovative Recyclinganlage eröffnet, um mehr Edelmetalle, Blei und Zinn aus komplexen Anodenschlämmen mit höchsten Ausbringungsraten zurückzugewinnen. Ende 2024 erfolgte am Standort Olen die Inbetriebnahme einer Anlage zur verbesserten Behandlung der Elektrolytflüssigkeit aus dem Elektrolyseprozesses – für die Gewinnung von mehr Kupfer und Nickel. In Hamburg planen wir, im ersten Halbjahr 2025/26 eine innovative Recyclinganlage zu starten. Der von Aurubis entwickelte Prozess ist hoch-innovativ und schafft Kapazitäten, um jährlich weitere rund 30.000 t externe Recyclingmaterialien und in hohem Maße interne Zwischenprodukte zu verarbeiten. Ebenfalls im Geschäftsjahr 2025/26 sehen wir dem Produktionshochlauf unserer erweiterten Elektrolyse in Bulgarien entgegen, für 120.000 t mehr Kathodenkupfer jährlich, um die Versorgung der europäischen Industrie sicherzustellen.
Alle diese Investitionsprojekte werden unser schon heute einmaliges Hüttennetzwerk auf eine Weise stärken, dass wir unsere Position als ein führender westlicher Multimetall-Produzent weiter ausbauen. Sie tragen alle zu unserer überarbeiteten Strategie „Aurubis Performance 2030 – Forging resilience. Leading in multimetal.“ bei, die neben fokussierten Investitionen weitere Felder unseres betrieblichen Handelns schärft.
Dazu gehört, dass wir unsere kommerziellen Aktivitäten verstärken. Dies, indem wir unsere Beschaffungsreichweite, insbesondere in Destinationen außerhalb Europas, ausbauen, noch viel mehr Closing-the-Loop-Modelle mit Partnern etablieren und uns durch ein differenziertes Serviceangebot abgrenzen: beispielsweise durch eine schnellere, automatisierte Beprobung und transparente, digitale Abwicklung. Gerade in einem knappen Markt für Recyclingmaterialien erhöht das unsere Resilienz und unsere Attraktivität bei Lieferanten und Kunden.
In unserem diversifizierten Hüttennetzwerk hat jeder Standort seine individuellen Verarbeitungsfähigkeiten, die wir ständig weiter ausbauen. Im Kontext sich verändernder Materialströme eröffnet sich für uns dadurch die Möglichkeit, weitere Effizienzsteigerungen innerhalb der Aurubis zu erzielen. Mit gezielten Maßnahmen zur Beseitigung von Engpässen und für eine digitale Prozessoptimierung steigern wir Stabilität, Durchsatz und Qualität. Unsere Fähigkeit, hochkomplexe und damit wirtschaftlich attraktive Einsatzstoffe zu verarbeiten, entwickeln wir zudem kontinuierlich durch innovative Lösungen weiter.
Wir wollen über unsere bisherige Investitionsagenda hinaus weiterwachsen, dies künftig aber deutlich fokussierter. Wachsen, wo wir führend sind, um unser Multimetall-Portfolio zu stärken – das ist unser Ziel! Für uns stehen geografisch zwei Märkte im Fokus: Europa und die USA – sie verfügen für uns über eine sehr hohe Attraktivität. Gerade in den USA haben wir mit unserem neusten Standort beste Voraussetzungen, um an den aktuellen Marktdynamiken zu partizipieren. So profitieren wir von den Megatrends der Zukunft.
Aurubis verfügt über eine ideale Ausgangsposition, der Ausblick für die Nachfrage nach unseren Metallen ist so positiv wie nie. Gleichwohl hält das Marktumfeld auch Herausforderungen für uns bereit – insbesondere auf der Rohstoffseite. Denn die Kapazitätssteigerung globaler Kupferminen hält aktuell nicht Schritt mit dem extremen Aufbau asiatischer Hütten, was zu temporärem Druck auf den Märkten führt. Auch die Recyclingmärkte bleiben davon nicht unberührt, ist doch der Sekundärmarkt immer stärker im Fokus globaler Akteure, um im Wettbewerb die stark anziehende Nachfrage nach Kupfer und anderen Metallen zu befriedigen. Ein dritter Faktor sind die wachsenden geopolitischen Unsicherheiten. Insbesondere Wachstumsländer wie China und Indien bauen ihren Einfluss auf die Rohstoffmärkte in besonderem Maße aus und nehmen Einfluss auf den globalen Handel und die Lieferketten. Ja, diese Dynamik ist real. Aber wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, mit unserer überarbeiteten Strategie werden wir diese Herausforderungen wirkungsvoll adressieren. Denn wir verfügen über ein widerstandsfähiges Geschäftsmodell mit mehreren diversifizierten Ergebnistreibern und Differenzierungsfaktoren im Wettbewerb.
Einer davon ist unsere führende Rolle in der Nachhaltigkeit. Wir zeigen, dass Ökonomie, Umweltschutz und verantwortungsvolle Lieferketten nicht im Widerspruch stehen. Wichtige Projekte wie unsere Solarparks in Bulgarien, die hohe Versorgung mit Grünstrom in Belgien oder dass wir bei Energieträgern wie Wasserstoff umfangreich in Vorleistung gehen, zeigen, wie wir als Industrie Teil der Lösung sind. Schon heute liegt unser CO2-Fußabdruck bei Kupfer mehr als 60 % unter dem globalen Durchschnitt aller Kupferhütten, damit sind wir international führend. Mit unseren Copper Mark-Zertifizierungen, die annähernd das ganze Netzwerk umfassen, demonstrieren wir zudem Verantwortung und gelebte auditierte ESG-Standards entlang der Wertschöpfung – und sind so erste Wahl für viele unserer Geschäftspartner.
Führend ist auch unsere robuste finanzielle Aufstellung. Um diese weiter zu stärken, uns für den Gegenwind der Marktentwicklungen zu wappnen, mit der Absicht, die Rentabilität und das Cashflow-Profil zu verbessern, setzen wir weitere interne Effizienzmaßnahmen um. So wollen wir mittelfristig unser Kostenprofil um 50 Mio. € verbessern und das benötigte Betriebskapital um etwa 500 Mio. € senken. Für 2025/26 prognostizieren wir – in einem Umfeld weiterhin angespannter Rohstoffmärkte – ein operatives EBT in einem Korridor zwischen 300 und 400 Mio. € sowie einen operativen ROCE zwischen 7 % und 9 %. Letzterer wird auch im laufenden Geschäftsjahr von unseren hohen Investitionen in strategische Projekte geprägt sein. Zugleich fokussieren wir uns auch weiter auf die Stärkung unseres Cashflow-Profils, um unseren Aktionärinnen und Aktionären auch künftig eine attraktive Teilhabe am Unternehmenserfolg zu bieten. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Dividendenpolitik überarbeitet und streben an, für das nächste Geschäftsjahr 2025/26 als Dividende 30 % des operativen Konzernergebnisses auszuschütten. Wir verfügen über eine starke Bilanz und sehr gute Voraussetzungen, zukünftige Wachstumschancen zu erschließen.
Liebe Aktionärinnen und Aktionäre, wir sind für das „Jahrzehnt der Metalle“ bestens aufgestellt. Wir adressieren die richtigen Märkte und sind mit unseren Metallen genau dort, wo morgen Wachstum entsteht. Unsere integrierte Aufstellung, unsere Multimetall-Kompetenz und unser Hüttennetzwerk verschaffen uns einmalige Vorteile im Wettbewerb. Wir sehen weitere attraktive Wachstumsmöglichkeiten – insbesondere durch unsere Positionierung in den USA.
Unser Dank gilt den weltweit über 7.000 Kolleginnen und Kollegen, unseren Geschäftspartnern und Ihnen, unseren Aktionärinnen und Aktionären. Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen sind Ansporn und Verpflichtung zugleich. Gemeinsam machen wir Aurubis jeden Tag ein Stück stärker – sicherer, effizienter, besser.
Dr. Toralf Haag Steffen Alexander Hoffmann Inge Hofkens Tim Kurth
Das Geschäftsjahr in 160 Sekunden:
Die Lebensläufe unseres Vorstands finden Sie hier.
